Kreuz und quer
Di., 21.05.2019
22:35 Uhr, ORF 2
„Niemand ist wegen mir gestorben. Ich bin glücklich, dass ich das Herz bekommen darf und habe deshalb keine Schuldgefühle“, sagt der Kärntner, Ulf Scheriau, nur wenige Stunden vor seiner Herztransplantation. Der 64-jährige Finanzjurist aus Klagenfurt ist nur einer von 826 Österreichern, die aktuell auf ein Spenderorgan warten müssen. Nach einem schweren Herzinfarkt, den er während einer Großglockner-Wandertour 2010 erleidet, werden ihm bei einer Notoperation vier Bypässe eingesetzt.
Doch 2015 ist Ulf Scheriaus Herz wieder so schwer beschädigt, dass ihm die Ärzte mit einer Herzpumpe nur noch vorübergehend das Leben retten können. Seit damals wartet er auf ein Spenderorgan.
Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 718 Organe von Verstorbenen schwerkranken Menschen implantiert.
Wie ist es möglich die Körperorgane eines Verstorbenen zu entnehmen, diese stundenlang „lebendig“ zu halten, Tausende von Kilometer zu transportieren und dennoch rechtzeitig und erfolgreich davon abhängigen Menschen zu transplantieren, und all dies so, dass die Betroffenen nach dem schweren chirurgischen Eingriff noch viele Jahre ein intaktes Leben führen können?
Vor allem, wie und wann ist es möglich einem Toten seine Organe zu entnehmen? Wann ist ein Mensch wirklich tot? „Wenn das Gehirn tot ist, ist auch der Mensch tot“, sagen die Mediziner und lassen das durch ein umfangreiches Verfahren beweisen. Jeder Patient in Österreich, der eine massive irreversible Gehirn-Beschädigung erlitten hat und an keinen weiteren schweren Krankheiten leidet, wird von Ärzten als potentieller Organspender betrachtet und behandelt, sofern er/sie nicht zu Lebzeiten einer Organentnahme widersprochen und sich in das sogenannten Widerspruchsregister eingetragen haben.
Bevor die Organentnahme erfolgt, muss der Tod des Patienten durch zwei verschiedene, von den Transplantationsteams unabhängige, Neurologenteams festgestellt werden.
Was sagen Theologen und Ethiker zu dieser Regelung?
Der Dokumentarfilm „Ein Stück Leben“ ist bemüht die Organspende in Österreich aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Es kommen Lebendspender, Familienangehörige von Verstorbenen, Transplantierte, aber auch Ärzte, Koordinatoren und Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden zu Wort.
© Zoran Dobrić